Tag 1 – Theorie, aber saftig
Der Damensattel
Mit der Erfindung des Sattelbaums und später des Steigbügels musste man sich erstmals entscheiden rittlings (also im Spreizsitz) oder seitlings (also im Seitsitz) am Pferd zu sitzen. Bis dahin, gab es lediglich einfache Sattelkissen.
Der erste „Steigbügel“ für den Damensattel war die Planchette (franz. Brettchen), ein Brett, welches als Fußstütze diente und nicht viel mit dem heutigen Steigbügel zu tun hatte.
Später entwickelte sich daraus der Vorgänger des heutigen Steigbügels, der "Pantoffelsteigbügel". Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Sicherheitssteigbügel, inklusive der Sicherheitsmechanismen bei der Steigbügelriemenbefestigung, erfunden.
Anfänglich besaßen Damensättel eine Lehne und bot der Reiterin so gut wie keinen Halt, daher wurde das Pferd stets nur im Schritt von jemanden geführt. Erst mit Anna von England, die angeblich als Erste nur ihr linkes Bein auf die Planchette stellte und das rechte Bein angewinkelt auf den Widerrist des Pferdes legte, und später Katharina de Medici, die als die große Revolutionärin gilt, indem sie ihr rechtes Bein über den Knauf am Sattel legte, der eigentlich zum Festhalten gedacht war. Durch diesen Knauf hatten die Damen hoch zu Ross dann auch mehr Halt als zuvor, was ihnen ermöglichte die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und auch schnellere Gangarten als Schritt schafften. Auch kleine Sprünge waren so, für gut ausbalancierte Reiterinnen, möglich.
Dadurch entwickelte sich schon bald der Gabelsattel. Hierbei ruhte das rechte Bein zwischen den beiden oberen Hörnern.
1830 erfand der französische Reitmeister Charles Pellier das sogenannte Schraubhorn. Somit wurde der Damensattel wirklich sicher beim Reiten, als auch beim Springen. Das rechte obere Horn des Gabelsattels entwickelte sich mit der Zeit zurück und ist heute, wenn überhaupt, nur noch als kleine Erhöhung wahrzunehmen.
Der heutige Damensattel
Heute gibt das Damensättel mit flachem und tiefem, der vor allem für die Dressur, Sitz. Die Hörner des „Dressursattels“ liegen weiter auseinander.
Des Weiteren sei unbedingt ein großes Vorurteil aufgeklärt: Der Sitz im Damensattel. 95% der Menschen, die ich treffe, sind der Meinung, dass man im Damensattel automatisch seitlich verdreht sitzt. Nein! Tut man nicht. Die Reiterin sitzt – im Idealfall, den Sitzfehler schleichen sich ja bei jedem früher oder später ein – mit der Hüfte und den Schultern parallel zur Hüfte des Pferdes. Die Mitte des rechten Oberschenkels sollte über dem Widerrist des Pferdes liegen. So findet man auch wesentlich einfacher ins Gleichgewicht.
Die Form und der "besondere" Umgang
Die Form und die Gewichtsaufteilung des Damensattels sind asymmetrisch, deshalb rutscht er leicht vom Pferd, wenn der Sattelgurt nicht geschlossen ist. Wenn der Sattel auf das Schraubhorn fällt, ist dieses gebrochen oder zumindest verbogen. Die Reparatur ist sehr teuer und zeitaufwendig, glauben Sie mir. Es gibt übrigens eigens angepasste Sattelhalter und wenn sie keine Möglichkeit haben ihn anders zu lagern, stellen sie ihn einfach auf den Kopf.
Beim Auf- und Absteigen sollten Sie sich nicht am Schraubhorn anhalten oder stützen, da es wegen der Hebelwirkung leicht brechen kann.
Der Damensattel wird auf der rechten Seite zugegurtet. Den Sattelgurt können Sie beim Absatteln flach über das Schraubhorn legen. Niemals aber bitte den Steigbügel über das Horn legen. Der raue Teil der Trittfläche des Steigbügels zerkratzt Ihnen sonst den Lederbezug des Horns. Und das führt wiederrum zu der teuren und zeitaufwendigen Reparatur.
3 bekannte und beliebte Damensattelproduzenten
Champion & Wilton
Eine englische Firma, die als Erste einen Damensattel mit zurückgeschnittenem Kopf herstellte, sodass die Sitzfläche mehr in die Waagrechte kam und so einen sicheren und bequemeren Sitz ermöglichte; und auch das Springen ein wenig erleichterte. Bis dahin lag das rechte Knie höher und erschwerte den Vorwärtssitz.
Ein weiteres besonderes Merkmal des Champion & Wilton war das, zu der Zeit, einzigartige Sicherheitsbügelschloss, das die Firma erstmal im großen Stil in jedem Sattel eingebaut hat. Übrigens, beim Damensattel, wie eigentlich bei jedem Sattel, sollte man immer gut darauf achten, dass das Sicherheitsschloss immer gut geölt ist.
Champion & Wilton waren auch die Ersten, die den sogenannten Sefton Gurt etabliert hatten. Der Balancegurt, der auf der linken Seite vom hinteren Teil des Sattels zum Sattelgurt führt. So konnte der Sattelgurt weiter vorne geschlossen werden und durch den größeren Winkel dem Sattel mehr Stabilität verleihen.
Der Owen
Das „Markenzeichen“ dieses Sattels ist die runde, tropfenförmige kleine Tasche, welche die spezielle Bügelaufhängung abdeckt.
Diese spezielle Sicherheitsbügelaufhängung wurde immer als passendes Paar mit dem Steigbügelriemen gearbeitet. Daher ist unbedingt zu beachten, dass wenn ein Teil kaputt oder verloren geht, man beim Nachbau auf eine dementsprechende Passgenauigkeit achtet.
Der Firma Owen ist auch der flache Sitz zu verdanken, der den „Vorwärtssitz“ (etwa wie der leichte Sitz) und somit das Mitgehen über dem Sprung um Vieles erleichterte.
Ebenfalls der Firma Owen zu verdanken ist, dass der Sattel nicht, wie bisher, nur links höher gepolstert war, sondern einen generell höheren Sitz hatte und die Auflagefläche für das Pferd somit symmetrisch blieb. Die Reiterin allerdings saß auf einem leicht nach rechts geneigten Sitz. Auch neu war, dass Owen die Verwendung eines ganzen Kissens einführte und nicht ein geteiltes Kissen (wie auch in den heutigen Englischsättel).
Der Deuber
Der neue Damensattel von der Firma Deuber. In Zusammenarbeit mit einem renommierten Förderer des Damensattels entstand ein neuer, formschöner Damensattel, dessen Besonderheit es ist, ausschließlich nach Maß gefertigt zu werden. Jedes Pferd bekommt einen individuellen Maßsattel. Und natürlich sind die Sättel so konstruiert, dass man sie ohne weiteres auch wieder an Veränderungen am Pferd anpassen kann.
Aber nicht nur das Pferd hat einen großen Vorteil von einem Maßsattel, denn bei der Anpassung wird auch der Körper der Reiterin miteinbezogen. Besonderes Augenmerk wird auf die Oberschenkellänge und die Hüftbreite der Reiterin gelegt. Und nach der Breite des Oberschenkels wird das fixe Horn positioniert.
Den Wünschen sind keine Grenzen gesetzt. Man kann zwischen der Lederart, der Farbe und der Ausführung (ob schlicht oder einfach) wählen. Und Sie müssen auch keine Sorge haben, dass es in Ihrer Nähe keinen Damensattler gibt, denn Sie haben die Möglichkeit das Rückengitter selbst anzulegen und auch eine bei der Abmessung Ihrer eigenen Maße gibt es eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Es ist keine Hexerei, glauben Sie mir.
QUELLE: http://www.damensattel.at